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Daten sind das neue Gold: Und wir sind die Minen, die ausgebeutet werden

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In unserer digitalen Ära hat ein immaterielles Gut Gold und Öl als begehrtesten Rohstoff abgelöst: Daten. Unsere digitalen Spuren treiben heute die Weltwirtschaft an. Doch wenn Daten das neue Gold sind, stellt sich die drängende Frage: Wer sind die Goldgräber und was die Minen? Die unbequeme Wahrheit ist: Wir selbst sind die primären Abbaugebiete – unsere persönlichen Informationen, Gewohnheiten und Vorlieben.

Das «Gratis»-Paradoxon: Unsere Daten als Währung ist vielleicht das grösste unserer digitalen Gesellschaft. Wir nutzen scheinbar kostenlose Dienste wie bspw. Social Media, E-Mail-Provider oder Cloud-Speicher, zahlen aber einen immensen Preis: unsere persönlichen Daten. Oft überwiegt die Bequemlichkeit die Bedenken. Wir klicken auf «Akzeptieren», ohne die langen Nutzungsbedingungen zu lesen, laden Apps herunter, die auf Kontakte zugreifen wollen. So geben wir bereitwillig Informationen preis, deren wahren Wert und spätere Verwendung wir kaum einschätzen können. Was sich wie ein Geschenk anfühlt, ist in Wahrheit ein geschickt getarnter Tauschhandel, bei dem die Daten unseres Lebens die Währung sind.

Unternehmen und auch der Staat haben das Potenzial unserer Daten längst erkannt und erheben so viele Daten wie möglich. Mithilfe ausgeklügelter Algorithmen analysieren sie uns und unser Verhalten bis ins kleinste Detail. Dabei geht es nicht nur darum, wer wir sind, sondern auch darum, was wir denken und als Nächstes tun werden. Ob Produktempfehlungen, personalisierte Dienste, Markttrendprognosen oder Verhaltenskontrolle.

Doch die Goldgräber begnügen sich damit nicht. Sie dringen noch tiefer in unsere Privatsphäre ein. AGBs und Einwilligungserklärungen sind ihre Schaufeln und Spitzhacken, mit denen immer mehr persönliche Daten aus uns herausgeholt werden. Oft komplex und undurchsichtig formuliert, drängen sie uns in die Enge: Entweder wir akzeptieren und treten unsere Daten ab, oder der Dienst bleibt uns verwehrt. Es ist eine subtile Übervorteilung, die kaum eine Wahl lässt und das Gefühl hinterlässt, dass die Spielregeln einseitig gestaltet sind.

Wenn Daten das neue Gold sind, wo wird dieses Gold gefördert?

Die Antwort ist eindeutig: Wir selbst sind die Goldmine. Jeder Klick, jede Suchanfrage, jeder Kauf und jede Interaktion in der digitalen Welt hinterlässt wertvolle Datenspuren. Unsere Smartphones und die darauf installierten Apps sind dabei die grössten Schürfgeräte. Sie erfassen weit mehr als nur Standortdaten, Bewegungsmuster und Kommunikationsgewohnheiten. Auch Smart-Home-Geräte, Wearables und vernetzte Autos generieren unermüdlich Daten, die die Schatztruhen der Goldgräber füllen.

Wir stehen an einem Scheideweg. Die Digitalisierung und Datennutzung bieten zwar enorme Chancen für Innovation, doch die aktuelle Entwicklung ist alarmierend: Wir geben unsere Daten viel zu leichtfertig und unreflektiert preis. Es ist höchste Zeit, dass wir unsere Rolle als Datensubjekte erkennen und unsere Datensouveränität selbstbewusst zurückfordern. Dafür sind stärkere Datenschutzgesetze mit klaren roten Linien, die die Grundpfeiler unserer Datensouveränität widerspiegeln, sowie ein respektvollerer Umgang der Unternehmen mit unseren Daten unerlässlich. Doch letztendlich liegt es auch an uns selbst. Wir müssen kritischer hinterfragen, welche Daten wir preisgeben und für welche «kostenlosen» Dienste wir unsere Privatsphäre opfern. Nur so verhindern wir, zu den ausgebeuteten Minen eines skrupellosen Goldrausches zu werden – und zu digitalen Sklaven zu verkommen.